Mit dem traditionellen Feuerwerk endet am Dienstagabend (20. August) ein sehr erfolgreicher Stoppelmarkt 2024 – und ein historischer zugleich. Zum ersten Mal in der Geschichte zählte ein amtierender Bundeskanzler zu den hunderttausenden Gästen des sechstägigen Volksfestes auf der Westerheide. Der Besuch von Olaf Scholz, der am Montag die Festrede beim Empfang der Stadt Vechta in Kühlings Niedersachsenhalle gehalten hatte, war auch beim Bilanzgespräch noch ein bestimmendes Thema. Alle Verantwortlichen zeigten sich sehr zufrieden mit dem Verlauf der Markttage.
Vechtas Bürgermeister Kristian Kater berichtete, der Kanzler habe den Gang über den Markt und den Kontakt zu den Menschen sehr genossen. Besucherinnen und Besucher hätten das eine oder andere Selfie mit Scholz machen können. „Ich denke, die Bevölkerung war davon beeindruckt, dass er da war. Und die Rede war sehr gut. Das haben auch die Standing Ovations gezeigt“, sagte Kater. Ebenso freundlich sei Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir empfangen worden, der den Stoppelmarkt als Ehrengast am Donnerstag mit eröffnete hatte. „Die Stimmung war zu jeder Zeit positiv“, erklärte Kater. „Cem Özdemir war das erste Mal in der Region und war begeistert.“
Besonders herausfordernd waren die Besuche der prominenten Regierungspolitiker für alle Sicherheitskräfte. Lars Zengler, Leiter des Polizeikommissariats Vechta, zog diesbezüglich ein positives Resümee. Im Vorfeld seien viele Detailabsprachen getroffen worden, berichtete er. Ein Großaufgebot mit Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Polizei-Institutionen bis hin zum Bundeskriminalamt habe zusammengearbeitet, um die Sicherheit zu gewährleisten. Er dankte auch der Stadt Vechta für die Kooperation bei der Detailplanung.
Die Polizei habe veranstaltungstypische Störungen und Straftaten feststellen müssen, sagte Zengler. Bis Dienstagmittag – vor dem letzten Markttag – seien zum Beispiel 20 Körperverletzungen und eine Sachbeschädigung festgestellt worden. „Gemessen an den Besucherzahlen kann man von einer friedlichen Veranstaltung sprechen“, stellte Zengler fest. Getrübt wurde die positive Bilanz von vier Fällen von Widerstand gegen Polizeibeamte. Dabei seien zwei Kolleginnen leicht und ein Kollege schwer verletzt worden, berichte der Kommissariatsleiter.
312 Hilfeleistungen und 15 Transporte ins Krankenhaus registrierte das Deutsche Rote Kreuz (DRK) – und damit weniger als im Vorjahr. Erfahrungsgemäß seien es bis zu diesem Zeitpunkt etwas weniger als 400 Hilfeleistungen und insgesamt 30 Krankenhaustransporte, berichtete Kreisbereitschaftsleiter Henrik Busch. Er stellte fest: „Der Montag war sehr ruhig.“ Der Malteser Hilfsdienst fuhr derweil 25 Einsätze und liegt damit auf Vorjahresniveau.
Zengler und Busch befürworteten derweil das neue Awareness-Konzept der Stadt Vechta. Die Idee: Wenn sich Besucherinnen und Besucher unwohl, bedroht oder bedrängt fühlen, können sie sich an verschiedene Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner wenden. Dazu gehören Polizei, Feuerwehr, Sanitäter, Security-Mitarbeiter sowie Mitarbeiter des Ordnungsamtes und der Gastronomie. Fragt ein Besucher „Wo geht’s nach Panama?“ bringen diese die betroffene Person zunächst in Sicherheit oder alarmieren je nach Situation Polizei, Security-Mitarbeiter oder Sanitäter. Marktmeister Carsten Thöle erklärte, es sei ein Vorsorgekonzept, das in den kommenden Jahren ausgebaut werde. Die Polizei lobte er für ihre hervorragende, zurückhaltende Präsenz. Auch deshalb fühlten sich Besucherinnen und Besuchern auf dem Markt sicher. Wenn Probleme aufgekommen seien, sei die Polizei sofort zur Stelle gewesen.
Auch den Rettungskräften von DRK, Malteser Hilfsdienst und Feuerwehr dankte Thöle. Außerdem sei das Technische Hilfswerk (THW) insbesondere am Samstag und Sonntag ein wertvoller Partner gewesen, als nach den starken Regenfällen vom Freitagabend ein Großteil der Parkflächen direkt am Marktgelände zeitweise nicht genutzt werden konnte. Die Stadt Vechta schaffte Alternativangebote im Gewerbegebiet Nord und auf der Nordtangente, die zur Einbahnstraße wurde. Der dortige Bereich wurde mit Hilfe des THW von Lichtmasten ausgeleuchtet. „Wir haben diesbezüglich noch Nachholbedarf“, sagte Carsten Thöle mit Blick auf die kommenden Jahre. Zwischenzeitlich habe es aufgrund parkender Autos Probleme mit Rettungswegen gegeben. Auch mit Hilfe der Polizei wurden diese wieder freigemacht, einige Autos mussten abgeschleppt werden.
Insgesamt blickten die Beteiligten aber sehr zufrieden auf den Marktverlauf. Bürgermeister Kater freute sich über die vielen tausenden Zuschauerinnen und Zuschauer an der Umzugsstrecke am Donnerstag. „Letztes Jahr habe ich schon gedacht, voller kann es nicht werden. Aber dieses Jahr war es gefühlt noch mehr“, sagte er. Der Sonntag entwickle sich immer mehr von einem reinen Familientag auch zu einem Vereinstag.
Thöle sagte: „Aus Sicht der Marktverwaltung hat der Stoppelmarkt im Zusammenspiel mit allen Beteiligten sehr gut funktioniert.“ Der Marktmeister dankte den Wirten und Schaustellerbetrieben für die vielen Zusatzaktionen wie den traditionellen Stoppelmarkt-Kick am Dienstag vor Stoppelmarkt im Stadion am Oyther Berg. „Es gibt kaum ein Volksfest mit so vielen zusätzlichen Aktionen“, sagte Thöle. Alle hätten zudem die neuen Ruhezeiten angenommen und eingehalten. Diesmal wurde die Musik bereits um 3.00 Uhr ausgestellt. Dadurch sei es zu einem stetigen geordneten Abzug von Gästen zu später Stunde gekommen. Fahrgeschäfte seien aber auch noch bis halb fünf gefahren, da es nach wie vor keine Sperrstunde gebe.
Die neue Regelung begrüßte auch Jürgen Meyer, Vorsitzender des Vereins reisender Schausteller Vechta. Er freute sich über eine sehr gute Atmosphäre auf dem Markt für alle Altersklassen. Für Wirte und Schausteller sei es ein sehr guter Stoppelmarkt gewesen. Klaus Wilhelm, Betreiber des Riesenrades und Ehrenvorsitzender des Landesverbandes Niedersachsen der Markt- und Schaustellerbetriebe, erklärte: „Ich kann nur feststellen wie schon in den letzten Jahren, dass der Stoppelmarkt eine sehr gute Veranstaltung ist. Ich mache mir um die Zukunft in Vechta keine Sorgen.“